Georg Howahl

14.03.2020 – 06:00 Uhr

Ein Beatles-Single- und CD-Abspieler: Norbert Fiedler zeigt ihn in der Sammlung der „Ruhrgebeatles“.

Foto: Ralf Rottmann / FUNKE Foto Services

Bochum.  Norbert Fiedler ist verrückt nach den Beatles, zeigt seine Sammlung gern Besuchern und mischt mit bei den „Ruhrgebeatles“. Nur eines bedauert er.

Um einen der umkämpftesten Streitpunkte der Popgeschichte gleich zu Beginn ein für alle Mal zu klären, die schwierige Frage also, wer denn wohl der fünfte Beatle war: Das war natürlich Norbert Fiedler, ein hinreißendes Gemälde der berühmten Fab Five mit dem Bochumer in der Mitte beweist das unwiderlegbar.

Doch Momentchen mal: Ehe jetzt ganze Heerscharen von Beatlemaniacs gegen diese kühne Behauptung Sturm laufen – sie ist zwar nur erfunden, aber schön wär’s doch. Denn Norbert Fiedler ist eben nicht der berühmt-berüchtigte fünfte Pilzkopf, auch wenn er auf einige Treffen mit Tony Sheridan zurückblicken kann, Autogramme von fast allen anderen infrage kommenden Ehrenbeatle-Kandidaten und ihren Getreuen zu Hause hat. Und natürlich von den Beatles selber (bis auf John, aber das wird ja wohl auch nicht mehr klappen)… Wenn er aber schon nicht der fünfte Beatle ist, so ist der doch einer der allerersten „Ruhrgebeatles“, ist der Motor jenes Stammtischs, zu dem mittlerweile mehr als 100 Beatles-Fans gehören. Und sie haben ihm im vergangenen Jahr zum 70. Geburtstag das besagte Gemälde geschenkt.

Warum Boris Becker ein Autogramm von Paul McCartney abstauben musste

Der vermeintliche Beweis: Norbert Fiedler als mutmaßlicher fünfter Beatle zwischen John, Ringo, Paul und George.

Foto: Ralf Rottmann / FUNKE Foto Services

Nun, es ist beileibe nicht das einzige prachtvolle Stück seiner Sammlung, die er nach Verabredung gern auch anderen Verehrern der fabulösen Vier aus Liverpool zeigt. John, Paul, George und Ringo zierten eben nicht nur Plattencover und den Bravo-Starschnitt („Der steht oben in einem anderen Raum“, der Größe wegen). Die Jungs zieren Bierdeckel, Flaschenöffner, Kissen, Portemonnaies, Wimpel, Mini-Kleider, Spitzentaschentücher, Plastikgitarren, Trinkgläser und Fingerhüte… Und natürlich gibt’s hunderte Figürchen, mit Wackelköpfen, im Sgt. Pepper’s-Outfit oder als dreidimensionale Version der Zeichentrick-Beatles aus dem „Yellow Submarine“-Film.

Fiedler ist ein unerschöpflicher Quell von Geschichten, etwa jener, dass einst Boris Becker persönlich ihm ein Autogramm von Paul McCartney besorgt hat, weil Fiedler selbst an dem freundlichen, aber bestimmten Bodyguard scheiterte.

„Das war mein größter Fehler im Leben, was die Beatles betrifft“

Wie im Film: Die Yellow Submarine der Beatles als Modell.

Foto: Ralf Rottmann / FUNKE Foto Services

Auch wenn Fiedler zig Auftritte der einzelnen Beatles gesehen hat (bis auf John, aber das wird ja wohl auch nicht mehr klappen), bedauert er vor allem eins: Dass er am 25. Juni 1966 nicht bei einem der beiden Konzerte der Bravo-Beatles-Blitztournee in der Essener Grugahalle dabeigewesen ist. „Das war mein größter Fehler im Leben, was die Beatles betrifft“, sagt er dazu. „Ich war 17. Und ich wusste lange wirklich nicht, warum ich das nicht gemacht habe. Mein Bruder hat es mir erklärt: Es war eine Sache des Geldes.“ Fiedler verdiente damals 100 Mark brutto, 50 Mark gingen als Kostgeld ab. Vom verbliebenen Geld kaufte Fiedler damals meist Original-Tonbänder der Beatles-Alben, pro Stück 26 Mark. „Es war eine gute Investition“, sagt Fiedler, der sich heute noch über die exzellente Tonqualität der sehr seltenen Bänder freut, das von „Revolver“ ist sogar unterschrieben vom Gestalter Klaus Voormann. Aber: Für eine Karte zum Live-Erlebnis reichte das Geld dann doch nicht mehr. Heute hat Fiedler mehrere Original-Tickets von diesem Tag an der Wand hängen, das Bedauern aber bleibt.

16.000 Beatles-Fans – und jeder hat ein anderes Konzert gesehen

Links als Plastik-Pilzköpfe, rechts unter der Glasglocke im Sgt. Pepper’s-Outfit.

Foto: Ralf Rottmann / FUNKE Foto Services

„Vielleicht ist es deswegen für mich heute so spannend, die Geschichten zu diesem Konzert zu sammeln“, berichtet er von seinem aktuellen Vorhaben, möglichst viel von jenen zu erfahren, die dabeigewesen sind. Zum Beispiel? „Ein katholisches Mädchen aus Coesfeld, das von zu Hause ausbüxt und sich mit ihren Eltern fast überwirft, um zum Beatles-Konzert zu kommen. Das ist einfach spannend.“

Zweimal spielten die Beatles an diesem Tag, nachmittags und abends, jeweils vor 8000 jungen Fans – und beinahe genau so viele Perspektiven dürfte es auf diese Auftritte geben: „Einer hat neulich erzählt: Es wurde dunkel und ein Scheinwerfer fiel auf die Drums von Ringo. Ein anderer sagt: Nein, das wurde gar nicht dunkel.“

Die Begeisterung liegt in der Familie

Was der eine vielleicht als besonderen Moment erlebt hat, mag ein anderer gar nicht wahrgenommen haben. Wer damals dort war, kann sich gern bei Fiedler melden. Wer weiß, vielleicht kommt seine Schilderung irgendwann prominent in die Sammlung der „Ruhrgebeatles“. Und dank Fiedlers Sohn Glen, unabhängig vom Vater ebenfalls Beatles-besessen, kann der Sammler beruhigt in die Zukunft schauen: „Es kommt alles in gute Hände.“

> Das liebste Ausstellungsstück: „Sie liebt mich“, die Fehldruck-Single

Das Lieblingsstück von Norbert Fiedler am Montag den 9. März 2020 in seiner Sammlung der Ruhrgebeatles in Bochum.

Foto: Ralf Rottmann / FUNKE Foto Services

An solch ein Schätzchen muss man erstmal rankommen: Die Beatles auf Deutsch, im Jahr 1964 aufgenommen mit einigem Widerwillen der Liverpooler auf Wunsch des EMI-Labels OdeonRecords, mit einem eiligst über Nacht übersetzten Text von Radio-Luxemburg-Moderator Camillo Felgen. Und dann auch noch das: Auf der Hülle steht zwar richtig der Titel der A-Seite „Komm, gib mir deine Hand“, aber die B-Seite trug natürlich nicht den Titel „Sie liebt mich“, sondern „Sie liebt DICH“.

„Diese Single ist weit vorn, weil sie meine Sammlung wieder angestoßen hat“, erzählt Norbert Fiedler, der die Platte geschenkt bekommen hat. Er recherchierte, stellte fest, dass es nicht viele davon gibt – und geht seitdem im Internet oft auf die Jagd nach solchen Raritäten. Am Geldwert bemessen ist die Single zwar kein Vermögen wert, aber für Norbert Fiedler ist sie unbezahlbar.

Besichtigung der Sammlung nach vorheriger Absprache: 0172/2820130