Dominik Schirmer war Student bei Paul McCartney und später sein Dozenten-Kollege. Anekdoten und Songs beim Treffen der „Ruhrgebeatles”

Zehn Jahre und die Musikwelt stand Kopf. „Beatlemania“ eroberte unaufhaltsam Land für Land. Selbst 46 Jahre nach der Trennung der Pilzköpfe betonen ihre musizierenden Nachkommen, welch prägende Wirkung das Liverpooler Quartett bis heute entfaltet. Unter Fans heißt es noch immer: „Come together.“ Zum Stammtisch in Bochum laden die „Ruhrgebeatles“, um ihre Leidenschaft für die Herren Harrison, Lennon, McCartney und Starr zu teilen.

Mit Dominik Schirmer konnten die 40 „Fab Four“-Fans jetzt einen besonderen Gast begrü- ßen. Der 40-jährige Multi-Instrumentalist studierte von 2001 bis 2004 am renommierten „Liverpool Institute for Performing Arts“ (LIPA). Mitgründer und Dozent ist kein Geringerer als Sir Paul McCartney, der Schirmer u.a. in Songwriting unterrichtete. StammtischOrganisator Norbert Fiedler (67) war sichtlich begeistert: „Dominik Schirmer ist ein ganz wichtiger Mann, wird eine Menge über McCartney zu erzählen haben und natürlich auch Songs spielen.“

Unvergessliche Treffen Der Musiker selbst besticht sofort durch eines: Bescheidenheit. „Das ist die Ureigenschaft aller ‚Liverpoodlians‘ und eine der wichtigsten Lektionen, die Paul mir mitgegeben hat. Bodenständig bleiben.“ Diese unkomplizierte Art mache McCartney aus: „Man hatte nie das Gefühl, dass die Legende zum Schüler spricht. Es lief immer auf einer Ebene ab.“ Dass er mit dem Beatle in einem Raum saß und musizierte, ist für Schirmer nach wie vor unglaublich: „Das hätte ich mir als zwölfjähriger Beatles-Fanaus Hagenniemals träumen lassen.“

Seine magisch-musikalische Tour ging nach dem Studium weiter: 2008 kehrte er ans LIPA zurück – als erster deutscher Dozent. Treffen mit Paul gab es einige. Die Ruhrgebeatles horchten sichtlich fasziniert auf bei den vielen Anekdoten über eines ihrer Idole: „McCartney fragte mich einmal, ob ich einen Songwriting-Partner hätte. Als ich verneinte, antwortete Paul: ‚Da hatte ich damals wirklich Glück.‘ Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen: Er spricht gerade über Lennon.“

Wie die beiden sich angespornt haben und welch wichtiger Faktor der kürzlich verstorbene George Martin, den Schirmer 2010 traf, im Beatles-Universum war, verdeutlicht eine andere Geschichte: „Lennon brachte ‚Come together‘ mit ins Studio, ursprünglich eher countrylastig. Zusammen kamen die Drei zu dem Schluss: ‚Wir brauchen Groove.‘ Paul steuerte das markante Bass-Riff bei und die Struktur wurde komplett umgeworfen.“ Und ein weiterer Klassiker geschaffen.

Mit seinem Song „Too sad to cry“, an dem er mit McCartney gearbeitet hat, eröffnete Schirmer den musikalischen Teil, gefolgt von weiteren Solostücken, BeatlesKlassikern und „Twenty Flight Rock“, mit dem schon ein 15-jähriger Paul auf einer Gartenparty 1957 zu überzeugen wusste – u.a. den ein Jahr älteren John.

Bei der Aufnahmeprüfung setzte sichSchirmer 2001 als einer von 30 Studenten gegen insgesamt 8000 Bewerber durch. Nach der Ausbildung gründete er 2008 Treewalk Records, sein eigenes Plattenlabel, und veröffentlichte „Top of the Tree“. Das akustische Debütalbum beinhaltet jene Songs, die im Unterricht mit McCartney entstanden sind. Zudem ist er als Komponist für Filmmusik tätig, tourt solo und mit Band durch Deutschland und erteilt Privatunterricht. Eine Rückkehr ans LIPA kann er sich gut vorstellen. Ebenso einen Gig in Bochum: „Dazu ist es bis auf den heutigen Stammtisch leider noch nicht gekommen.“

Foto: Dietmar Wäsche

Bericht: Timo Gilke

 

Bericht auf WAZ.de